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01.10.2011 – Frankenpost

Alles über die älteste Behörde

In der Sparkasse in Wunsiedel ist eine interessante Ausstellung über das Finanzamt zu sehen. Dr. Peter Seißer berichtet über Veränderungen in den vergangenen 200 Jahren Von Johanne Arzberger

Wunsiedel - Einen interessanten Einblick über Geschichte und Entwicklung des Steuer- und Finanzwesens vermittelt die Ausstellung "200 Jahre Bayerisches Finanzamt Wunsiedel" im Schalterraum der Sparkasse. Erich Schraml, historisch interessierter EDV-Verwalter der Finanzbehörde, der die Ausstellung konzipierte, hatte dafür Anleihen unter anderem beim Archiv der Stadt Wunsiedel und im Fichtelgebirgsmuseum genommen.

So können die Besucher an Hand der Exponate zurückverfolgen, mit welchen Mitteln Bauern, Handwerker und Bürger über die Jahrhunderte zur Kasse gebeten wurden. So finden sich neben alten Eichgefäßen für "Metze" - ein Hohlmaß aus der Zeit, als Abgaben in Form von Naturalien erfolgten - unter anderem alte Steuerregister aus dem 15., 16. und 17. Jahrhundert, Informationstafeln über das Steuerwesen in Mittel- und Spätmittelalter, den Aufbau der Steuerverwaltung in der Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth, und schließlich die "Verfügung der Königlichen Finanzadministration bezüglich der Errichtung des Rentamtes Wunsiedel vom 17. September 1811".

Dieses Datum war der Anlass für die Jubiläumsausstellung, bei deren Eröffnung Sparkassendirektor Hans Blüml Parallelen zwischen der Finanzverwaltung und seinem Geldinstitut zog: Eine gemeinsame Geschichte fast über zwei Jahrhunderte (die Sparkasse wurde 1824 gegründet) mit dem Ziel an Geld zu kommen, durch "Eintreiben" die Behörde , durch "Einsammeln" die Sparkasse, zu dem Zweck der "sinnvollen Verwendung" und "Tätigung vernünftiger Investitionen".

Auf das vorangegangene Grußwort von zweitem Bürgermeister Roland Schöffel eingehend, verwies Edith Löw-Eger, die Steuererklärung auf einem Bierfilz ins Reich der Utopie und brach eine Lanze für geltendes Steuerrecht, das aus dem Bestreben nach möglichst hoher Steuergerechtigkeit entstanden sei. "Am deutschen Wesen wird die Steuergerechtigkeit genesen" sagte die Chefin des Finanzamtes Wunsiedel.

In einem kleinen Festvortrag zeigte der von Hans Blüml als "fundierter Kenner der Stadtgeschichte" titulierte Landrat i. R. Dr. Peter Seißer auf, dass die Finanzbehörde die älteste Zentralbehörde in Wunsiedel ist; ein erster "Kastner" sei bereits 1398 genannt. Kastner wurden die Leiter der Finanzbehörden deshalb genannt, weil die meisten Steuern als Naturalien geliefert wurden und in Kasten aufgehoben wurden. Nachdem 1613 Wunsiedel Sitz des Hauptmanns der Sechs Ämter wurde, waren die Kastner häufig Vertreter des Amtshauptmanns, das heißt, sie waren zweithöchster Beamter des Sechsämterlandes. Im 18. Jahrhundert erhielten sie eigene, neue Titel: Oberamtmann, Cammer-Commissarius oder Landkammerrat. Am Beispiel des immer neu zu vereidigenden Beamten Johann Dietrich Karl Ölschläger veranschaulichte Dr. Seißer die turbulenten Zeiten der Region zwischen 1783 und 1810 mit ständig wechselnden Herrschern: Ölschläger wurde 1783 Kastenamtmann in Wunsiedel, vereidigt auf Markgraf Alexander von Ansbach Bayreuth.

Es folgten Amtseide auf die Preußenkönige Friedrich Wilhelm II (1792), und Friedrich Wilhelm III (1797), nach der Besetzung durch Frankreich auf Napoleon I, dann im April 1809 Besetzung durch die Österreicher und Amtseid auf Kaiser Franz I; wenige Monate später wieder die Franzosen und erneut den Eid auf Napoleon. Nach Verkauf des Fürstentums Bayreuth von Frankreich an das Königreich Bayern folgte der Eid auf den Bayerischen König.

Da jedoch von Seiten Frankreichs die Domänen im Bayreuther Fürstentum zum Privatvermögen Napoleons erklärt worden waren, musste Bayern noch einmal 15 Millionen Francs an Frankreich zahlen. "Als Ölschläger 1810 bayerischer Beamter wurde, wurde er wohl zum 9. Mal auf den Herrscher - jetzt König Max I Joseph - vereidigt", sagte Seißer.

Glücklich über die neue Landesherrschaft waren die Wunsiedler nicht unbedingt, denn im Vergleich zur preußischen Verwaltung war die bayerische eher rückschrittlich. 1811 erhielten die Finanzbehörden die Bezeichnung "Rentämter"; die Finanzbehörde in Wunsiedel war vermutlich zunächst im "Amtshaus" - heute Maximilianstraße 41 - untergebracht; der "Kasten" stand in der Sigmund-Wann-Straße.

In der Bayerischen Zeit befand sich die Behörde dann im Anwesen Burggraf-Friedrich-Straße 1 und ist dort beim Stadtbrand am 20. Oktober 1834 abgebrannt; danach erfolgte die Unterbringung in Teilen der leer stehenden Zuckerfabrik in der Katharinenstraße 12, der späteren Landpolizeistation. 1901 bis 1903 erfolgte der Neubau in der Sonnenstraße in einem Gebäude, das bis heute zu einem der schönsten in der Stadt zählt. Die Erweiterung nach Westen erfolgte 1913 bis 1914. Der Referent würzte seinen kurzen Vortrag mit kleinen Anekdoten und witzigen Details aus der langen Geschichte des Finanzwesens in Wunsiedel und hatte gründlich recherchiert. So konnte Seißer der heutigen Chefin der Finanzbehörde mitteilen: "Sie sind als Kastner-Nachfolgerin die 59. Amtsinhaberin, und die zweite Frau in diesem Amt."

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