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13.11.2015 - Mittelbayerische Zeitung

Leere Räume künden von den Menschen

KUNST Der Regensburger Fotograf Martin Rosner und die Ambergerin Anne Dreiss zeigen eine faszinierende Doppelausstellung im Finanzamt an der Galgenbergstraße.
Von Helmut Hein

Fotograf Martin Rosner

Der Fotograf Martin Rosner bewahrt in seinen Bildern die Erinnerung an ein Regensburg, das längst verschwunden ist.
Fotos: Lex

REGENSBURG. Die vielleicht größte Überraschung dieser schönen, vielschichtigen Doppelausstellung im Finanzamt sind die frühen Arbeiten Martin Rosners aus den Jahren 1990 und 1991, die hier zum ersten Mal zu sehen sind. Diese Fundstücke zeigen zweierlei: wie konsequent dieser 1965 geborene Fotograf von Anfang an seinen Weg ging, als habe er einen Masterplan für ein großes Werk im Kopf; und wie rasch und radikal sich das verändert, was in unserer Erinnerung höchstens sanft und teilweise anders wird.

Insofern ist der Bild-Künstler das in einem höheren Sinn, was er nie sein wollte: ein Reporter und Dokumentarist, der Stadt- und Innen-Räume, zumindest indirekt auch Alltags-Szenen zeigt, die es so nicht mehr gibt. Und ein präziser Chronist, der das auf bewahrt, was ansonsten verschwunden wäre und seinen Ort höchstens noch in einem trügerischen Gedächtnis hätte, das langsam verblasst.

Seine frühen Serien ("Arnulfsplatz", "Kumpfmühl") sind Zeugnisse dafür, wie sehr sich Regensburg verändert hat. Der naive Blick könnte meinen, da würde ein hässliches, langsam verfallendes Niemandsland einer neuen Nutzung und Schönheit zugeführt. Martin Rosner, dieser kühle, stets auf Perfektion bedachte Handwerker ist als Fotograf aber auch ein Melancholiker, der darüber trauert, dass im Prozess der "Gentrifizierung" das rohe, unverwechselbare, sehnsüchtige Leben weggewischt wird, als handele es sich um Schmutz, der den Gang der Geschäfte stört.

Eine träumerische Stunde

Nicht ohne Grund wird er in seiner Arnulfsplatz-Serie seinem ästhetischen Prinzip untreu, aufs Porträt, also auf die Darstellung von Menschen zu verzichten. Man sieht drei kleine Grazien aus dem schon damals bestehenden Migrations-Kosmos, die in Erwartung eines Ereignisses, das vielleicht nie eintreten wird, auf der Arnulfsplatz-Rückseite herumlungern – und sich stolz und selbstbewusst der Kamera präsentieren, als es dann unverhofft doch eintritt. Was aus der Sicht eines durchökonomisierten Daseins nur stört, Abfall ist, das erweist sich als träumerische Stunde der wahren Empfindung.

Visionär und Detektiv in einem

Martin Rosner ist freilich kein Romantiker; jedenfalls nicht im üblichenVerständnis. Der Fotograf erforscht das Leben der Menschen, indem er auf ihre Präsenz konsequent verzichtet. Sein Interesse gilt Räumen, die leer sind. Aber alles, von den großen architektonischen Linien bis zum kleinsten, leicht zu übersehenden Detail, kündet von den Menschen, die sie bewohnt haben oder demnächst vielleicht wieder bewohnen werden.

Die Genauigkeit im Erfassen des Einzelnen verbindet den Visionär mit dem Detektiv. Der höchste Grad der Schaulust wird erreicht, wenn gerade, scheinbar, nichts zu sehen ist. Der Fotograf tritt in Konkurrenz zum Stadtplaner; besonders deutlich zu bemerken in seiner jüngsten Ladehofstraßen-Serie, die es so auch nicht mehr gibt. Wo die Urbanistik-Experten ausgetüftelten Plänen vertrauen, erhofft sich der Künstler Leben eher vom wild wuchernden Zufall.

Geradezu betörend sind die München-Serien. Hier kann man dem Flaneur bei seiner Arbeit im Café oder in der U-Bahn beobachten. Er liefert Inbilder, die aus der medialen Flut dieses piktorialen Zeitalters herausragen. Seine Forschungsarbeiten in Pensionszimmern haben etwas Gespenstisches. Man schwankt zwischen Rührung und Erschrecken. Das, was Heimat sein soll, wenn auch nur für einen Tag, wird unheimlich.

Anne Dreiss

Werk von Anne Dreiss

Werk von Anne Dreiss

Jahrgang 1964, lebt und arbeitet als Kunsterzieherin und freie Künstlerin in Amberg und Berlin. Sie ist Mitglied des BBK Ostbayern und der Gruppe Amberger Künstler.

Die Arbeiten von Anne Dreiss sind vollkommen gegenständlich (Blumen, Landschaften). Und doch spürt man überall den Willen zur Abstraktion, man könnte auch sagen: zur Kunst. Dafür reichen, wie in ihrer "Sonnenblumen"-Serie, kleinste Schnitte und Verrückungen. Etwas gerät aus der Fassung und wird so sichtbar; auch in seiner Schönheit. Bei ihren wehmütigen Landschaften droht das Sichtbare, durch die Distanz und im Kleinformat, zu verschwinden. An die Stelle der Dingwelt tritt die Stimmung; als wäre alles, was man zu sehen bekommt, nur die äußere Entsprechung eines seelischen Zustands. Diese vor allem nordischen Landschaften sind in Schwarz-Weiß gehalten oder diffundieren in Morgennebeln. Aber Dreiss ergänzt, ja verwandelt sie durch schmale Streifen in hellen, kräftigen Farben am unteren Bildrand. Reizvoll!

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