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Kunst im Finanzamt
Pfaffenhofener Kurier vom 16.05.2025
Aufklärung im Flur des Finanzamts
Bis zum 15. September läuft die Ausstellung "Max ist Marie" über transidente Menschen in PfaffenhofenPfaffenhofen - Mehr als 100 Interessierte sind am Mittwochabend zur Vernissage einer Kunstausstellung im Pfaffenhofener Finanzamt gekommen, die das Wort Vielfalt mit Inhalt füllt. Denn wer ab sofort in der Schirmbeckstraße 5 auf seinen Termin wartet, wird ziemlich wahrscheinlich auf die intensiven Schwarz-Weiß-Porträts und Texte der Fotografin Kathrin Stahl im Gang aufmerksam werden und dort auf Sätze wie "Kein schönes Gefühl, Balkone meiden zu müssen" treffen.
Das Zitat stammt von einem der transidenten Menschen, denen Stahl mit Ihrer Kunst eine Stimme gibt. Die bereits deutschlandweit gereiste Ausstellung "Max und Marie" sehe man sehr gerne an Orten wie dem Finanzamt - auch wenn das ein Novum sei, sagt Laudator Jirka Witschak von der kommunalen Arbeitsgemeinschaft tolerantes Brandenburg. "Das ist gut, weil so Menschen damit konfrontiert werden, die nicht damit gerechnet haben." Sie setzten sich dann plötzlich mit dem Thema auseinander "und entwickeln Verständnis".
Das sei besonders in Zeiten, in denen weltweit immer mehr gegen transidente Menschen vorgegangen werde, wichtig, sagt Norbert März, Vorsitzender des Vereins Queer Pfaffenhofen. Diese Minderheiten seien deutlich mehr von Suizid, Suchtverhalten oder psychischen Problemen betroffen, so Witschak und verweist auf den Anstieg queerfeindlicher Gewalt in Deutschland.
Bettina Fritz vom Verein Queer Pfaffenhofen blickt in ihrer Rede auf ihr eigenes Coming Out vor 40 Jahren zurück, zu einer Zeit, in der das Thema Lesbisch-Sein alles andere als leicht war, sagt sie: "Ich habe mich immer falsch gefühlt." Umso mehr habe sie sich diese Ausstellung gewünscht, die den Besuchern helfe, Begriffe wie "transgender" oder "transident" nicht nur zu kennen, "sondern im Herzen zu verstehen".
Das Trans-Thema in die Mitte der Gesellschaft rücken - das geschieht im Finanzamt auch dank der großen Bandbreite der Ausstellung. So verarbeitete der 92-jährige Hobbykünstler Helmut Thon Stadtansichten in seinen Zeichnungen. Im ersten Stock geht es mit Bildern von Valeria Marra weiter, die Laudator Reinhard Haiplik in gewohnt überschwänglicher Manier als "zarter poetischer Dialog mit der Landschaft" beschreibt. Andreas Anzeneder setzt sich in seinen Bildern im zweiten Stock mit Schauspielikone Romy Schneider auseinander. Siegmar Urban spielt im dritten Stock mit Farben und Perspektiven, etwa mit dem Pfaffenhofener Hauptplatz im Fokus.
Der thematische Abstand zur Foto-Ausstellung könnte kaum größer sein. In Stahls Ausstellung lernen die Besucher zum Beispiel Asta kennen, die ihren Kindern Schritt für Schritt erklärte, warum sie nun nicht mehr ihr Vater sein kann, dafür aber ihre Mutter. Keine leichte Sache. "Es fühlt sich ja so an, als wenn plötzlich jemand weg wäre", wird sie zitiert. Auf einem der Bilder sieht man Asta Hand in Hand mit ihrer Frau.
Wer mehr über die Geschichten transidenter Menschen erfahren will: Die Ausstellung kann bis Montag, 15. September, zu den üblichen Öffnungszeiten im Pfaffenhofener Finanzamt besucht werden. PK
"Den Blick auf die Menschen legen"
Pfaffehofen - Fotografin und Coach Kathrin Stahl spricht im Interview über den Grund für ihr Projekt und was ihre Tochter Marie damit zu tun hatte.
Frau Stahl, wie ist Ihre Tochter Marie?
Kathrin Stahl: Sie ist wahnsinnig intelligent, super interessiert, hat den coolsten Humor und hat ganz viel Liebe in sich.
Marie fühlte sich im falschen Körper geboren und ist Teil Ihrer Ausstellung über die Geschichten transidenter Menschen. Was ist eigentlich Ihre Geschichte als Mutter?
Stahl: Ich hatte vorher keine Berührungspunkte mit dem Thema Transidentität. Als Marie anfing in Frauenkleideung auf die Straße zu gehen, dachte ich noch, das geht wieder weg. Aber so war es natürlich nicht. In mir war es ein langer Prozess, bis ich völlig verstand was da mit meiner Tochter passierte.
Welche Beweggründe haben die von Ihnen porträtierten transidenten Menschen, sich öffentlich zu zeigen?
Stahl: Als ich meine Anfrage gestellt habe, hatte ich sofort ganz viele Rückmeldungen. Die Menschen wollten raus aus ihrer Hilflosigkeit, irgendetwas tun, das zu mehr Verständnis beiträgt.
Sie haben sich bei Ihrem Kunstprojekt für Schwarz-Weiß-Fotos entschieden - Warum?
Stahl: Zum Einen wollte ich auf das Schwarz-Weiß-Denken anspielen, das wir oft haben. Vor allem aber wollte ich den Blick wirklich auf die Menschen legen. Andere Fotoprojekte fand ich zu exhibitionistisch: Zum Beispiel gibt es da transidente Männer, die mit nacktem Oberkörper und sichbaren Brust-OP-Nähten gezeigt werden. Es kommt mir so vor, als würden diese Menschen in die Öffentlichkeit gezerrt. Das hätte ich weder für meine Tochter noch für andere Menschen gewollt.
Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit Ihrer Ausstellung gemacht?
Stahl: Bisher nur positive, die Menschen waren sehr offen. Die Stimmung im Land allerdings macht mir Sorgen. Ich hoffe, diese Offenheit bleibt.
Das Gespräch führte Desiree Brenner.

Max ist Marie - Kathrin Stahl - Ausstellungsplakat

Sigmar Urban - Feldmühle Hettenshausen

Marra Valeria - Agave am Meer

Helmut Thon - Pfaffenhofen Zeichnungen 12

Helmut Thon - Pfaffenhofen Zeichnungen 14

Andreas Anzeneder - Romy-Bild 1
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