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31. Januar 2004
"Ich möchte Kontinuität wahren"
Dr. Werner Niederalt sieht seine Funktion sehr pragmatisch. Er ist neuer Leiter des Landshuter Finanzamts und weiß, was seine Funktion ist: "Ich möchte die Kontinuität wahren. Der Wandel von außen ist groß genug. Wir hier sollen in Ruhe unsere Arbeit weiterführen." Der 58-jährige blickt auf eine beachtliche Karriere zurück als Teil einer korrekt funktionierenden Beamtenschaft, die ganz offensichtlich das Wesen einer präzise arbeitenden Verwaltung ausmacht: Es geht um das kaum hörbare Funktionieren im Hintergrund. Das ist es, was auch Niederalt umtreibt. Die Politik machen die anderen. Aber wer ist der Mann, der, wenn das Landshuter Finanzamt ein korrekt tickendes Uhrwerk ist, dessen Schwungrad darstellt? Niederalt pendelt jeden Werktagmorgen von Pullach aus nach Niederbayern – pendelt gewissermaßen antizyklisch: Denn während am Morgen die Züge nach München und am Abend die Züge nach Landshut rappelvoll sind, sind die Waggons in der Gegenrichtung angenehm leer. Unterwegssein – übrigens gern mit Öffentlichem Personen-Nahverkehr und Fahrrad – ist für einen hochrangigen Beamten allemal eine Notwendigkeit, denn das Wechseln von Amt zu Amt gehört zwangsläufig zur Karriereleiter.
Zur Schule ging Niederalt in Bonn. Der in Bad Reichenhall gebürtige Sohn eines CSU-Politikers verlebte seine Jugend dort, wo Vater Alois in den Kabinetten Adenauer und Erhard Bundesratsminister war. Der Sohn Werner folgte dem Vater nach. Dieser hatte Rechts- und Staatswissenschaften studiert; Jura wählte der Sohn nun auch für seine Universitätsausbildung; vier Semester in Bonn, die restlichen zuhause in Bayern, in München. Zur Debatte stand danach wiederum der Weg des Vaters, der Staatsdiener gewesen war, Regierungsrat nämlich. Werner Niederalt promovierte, "um den Marktwert zu erhöhen", über das Betriebsverfassungsgesetz des Jahres 1972. Nun also Staatsdienst – im Finanzamt. Das bedeutete: weitere anderthalb Jahre Steuerrecht büffeln. Danach Sachgebietsleiter in der Oberfinanzdirektion, zuständig für Liegenschaften und persönlicher Referent des Oberfinanzdirektors. Durch die Zuständigkeit für Liegenschaften hat der Beamte, wie er sagt, alle Ämter kennen gelernt, viele Interna beobachtet, gesehen, wie Verwaltung funktioniert. Dann wechselte er zurück in den Kernbereich des Finanzamt- und des Staatswesens, zu den Steuern. Steuern sind der Treibstoff des Staates und die Steuerbehörden die Tankstelle; Dr. Werner Niederalt wurde Leiter des Finanzamts Wolfratshausen, wechselte dann in die Leitung des Finanzamts München V, hatte schließlich die Möglichkeit, nach Landshut zu gehen. Der Spitzenbeamte nutzte sie. Und pendelt seit dem 20. Januar mit dem Zug zwischen Pullach und Landshut.
"Ich bin im wesentlichen mit den Kernbereichen ausgelastet", beschreibt der neue Chef seine Aufgaben. Kernbereich heißt: Personalfragen, Haushalt, Organisation. Dazu kommt die Fachaufsicht: "Wichtige Fälle landen auf dem Tisch des Amtsleiters." Was wichtig ist und was nicht, regeln exakte Zeichnungsrechtsvorschriften und behördliche Bestimmungen. Niederalts Schreibtisch ist auch die Rampe zu den Bundes- und Landesbehörden, in seinem Arbeitszimmer verläuft der Zentralnerv des Amtscorpus, durch den die Informationen gehen und kommen. Schöne Position eigentlich. Jedoch wie immer im Leben gibt es ein großes Aber: "Unser Hauptproblem sind die laufenden Änderungen im Steuerrecht." Weil die Politik sich gerne über die Steuergesetzgebung ausdrückt, gibt es jedes Jahr zahlreiche Neuerungen. Die Steuergesetzgebung ist die beliebteste Spielwiese der Bundes- und Landespolitik. Und weil sich die Politik und ihre Ziele laufend ändern, bedeutet das für die braven Finanzbeamten nicht nur, dass sie sich ständig umorientieren müssen, sondern dass die verschiedenen Parameter mehrerer Jahre in der alltäglichen Arbeit nebeneinander her gelten. Dazu kommen Rechtsbehelfe und Klagen, die in noch frühere Jahre zurückweisen. Vielleicht ist es ja diese konstante politische Lust am andauernden Herumdoktern an der Steuer, welche den Finanzamtsleiter die Frage sofort spontan verneinen lässt, ob er denn nicht auch einmal in die Politik wechseln wolle.
Freilich wäre es im Prinzip recht schön, die Steuern weitestgehend zu vereinfachen, sagt der verheiratete Vater von drei Kindern. Aber er ist da äußerst skeptisch: "Die finanziellen Verhältnisse sind einfach zu kompliziert." Das Steuerrecht sei historisch gewachsen, EU-tauglich müssten die Steuern auch sein, und Verbände und Lobbyisten sprächen bei diesem Thema stets ebenfalls ein entscheidendes Wörtchen mit. Eine Vereinfachung sei schon lange im Gespräch, aber "man glaubt nicht mehr daran".
Zur Verdeutlichung erzählt Dr. Werner Niederalt ein Finanzamtsmärchen, das ein Kollege in den 50ern ersonnen hat. Dort hat, in einem regenreichen Staat, der König eine einheitliche Regenschirmsteuer erfunden und mit ihr alle anderen Steuern ersetzt. Aber alsbald kommen Klagen über Ungerechtigkeiten: Die einen haben billige Plastikschirme, die anderen solche aus Seide und mit Goldknauf. Unterschiedliche Steuern folgen. Die einen haben neue, die anderen alte: Es werden Altschirmbestimmungen und Abschreibemöglichkeiten für Neuschirme eingeführt. Und dann sind da noch die Zweitschirmermäßigung und ein Gesetz, dass Sonnenschirme als Regenschirme zu gelten haben...
Eine Vereinfachung erscheint – so gesehen – durchaus märchenhaft.
– Christian Muggenthaler –
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